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Der Mut zur Unzufriedenheit


Was, wenn Unzufriedenheit ein Geschenk ist? Was, wenn sie ein Ruf ist, dass wir nicht die Schönste und Wahrhaftigste Version unserer selbst leben?


Vor einem Jahr war ich sehr unzufrieden. Obwohl ich in einer wunderbaren Firma arbeitete mit großartigen Chefs, mit denen ich mich gut verstand und tollen Kollegen. Trotzdem war diese Stimme in mir, dass mein Leben stagnierte und dass es Zeit ist weiterzugehen.

Stagnation ist etwas, wofür meine Seele anscheinend wenig Toleranz hat 😉


Ich fühlte dieses Drängen und Schieben in mir. Manchmal war es fast unerträglich diese Kraft zu spüren und nicht zu wissen, wie der nächste Schritt aussehen kann. Unzufriedenheit kann so eine starke Power sein, wenn wir sie zulassen. Ich glaube, wenn die Unzufriedenheit größer ist als die Angst vor Veränderung, dann bewegen wir uns. Wenn wir uns nicht selbst einlullen mit Sätzen wie „vielleicht bin ich zu anspruchsvoll“ oder „eigentlich ist es doch ganz okay“. Wenn wir dieses nagende Gefühl der Unzufriedenheit nicht betäuben. Denn es ist schon etwas unbequem.


Es ist unbequem, weil es bedeutet, dass wir das Gewohnte verlassen müssen. Und das Gewohnte scheint uns vermeintlich Sicherheit zu schenken. Und es ist unbequem, weil wir beginnen müssen, darüber nachzudenken was wir denn stattdessen möchten.


Es ist so einfach Unzufriedenheit auf das Außen zu projizieren. „Ich würde ja gerne etwas ändern, aber ich weiß eh schon, dass mein Partner nicht mitzieht.“ „Ich bin nicht glücklich in dem Job, aber ich kann ja nichts anderes.“ „Wenn ich die nötige finanzielle Sicherheit hätte, dann …“ „Wenn mein Chef, mein Partner, meine Mutter … anders wären, dann wäre …“ Wir fühlen uns als Opfer äußerer Umstände.


Ich nehme mich da nicht aus. Ich habe mich auch oft so gefühlt und fühle mich immer wieder so. Ich habe darauf gewartet, dass im Außen etwas geschieht, was mich aus dem Zustand erlöst.

Verändert hat sich in meinem Leben immer an dem Punkt etwas, an dem ich mir Zeit genommen habe nach Innen zu gehen und in mich hinein zu lauschen, WAS ICH DENN WIRKLICH MÖCHTE?


Und es braucht bei größeren Veränderungen oft Zeit bis die Klarheit entsteht und sich zeigt, wie der nächste Schritt aussieht. Diese Phase des Wartens ist am schwierigsten. Zu spüren, etwas passt nicht mehr ohne zu sehen wie es weitergehen kann. Es ist so verführerisch sich doch wieder resignierend zurückzulehnen und damit abzufinden, dass die Dinge sind wie sie sind. Oder in blinden Aktionismus zu verfallen. Oder sich mit Konsum zu betäuben, um das unangenehme Gefühl der Unzufriedenheit nicht spüren zu müssen.


Ich habe meine Unzufriedenheit oft als etwas Lästiges betrachtet. Ich habe mich immer wieder gefragt, ob mit mir vielleicht etwas nicht stimmt und ich mich einfach in mehr Zufriedenheit üben sollte.


Dank dem wunderbaren Buch „ungezähmt“ von Glennon Doyle, das ich gerade lese, ist mir bewusst geworden, was für ein Geschenk meine Unzufriedenheit ist. Denn sie zeigt mir, dass ich so lebendig geblieben bin, dass meine Instinkte entweder leise anklopfen oder mich laut wach rütteln, wenn mein Leben lauwarm wird. Und mich immer wieder auffordern zu lauschen was es braucht, um eine immer schönere und wahrhaftigere Version meiner selbst zu leben.

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