Vor zwei Tagen änderte mein Mann seinen Facebook-Status in "verheiratet mit ..." Facebook machte daraus die Nachricht "Josef und Jenny haben vor zwei Tagen geheiratet", was zu vielen Glückwünsche und erstaunten Kommentaren führte ;)
Diese missverständliche Verkündigung von FB haben wir zum Anlass genommen, uns noch einmal zurückzubesinnen auf unsere Hochzeit vor 3,5 Jahren.
Sie gehört definitiv zu den schönsten und magischsten Erlebnissen unseres Lebens. Vielleicht rangiert sie sogar an Platz Nr. 1. Das erfüllende und wunderschöne war, dass es nicht nur für uns besondere Tage waren, sondern auch für unsere Gäste.
Unsere Intention und unser tiefer Wunsch war es von Anfang an, mit der Hochzeit einen Raum zu schaffen, in dem echte Begegnung stattfinden kann, der sich für unsere Gäste wie ein nährender Kurzurlaub anfühlt und auch sie berührt. Wir wollten keine Hochzeit, in der schon nach einem halben Tag wieder alles vorbei ist und wo man gerade einmal schafft jedem Gast die Hand zu schütteln und vielleicht noch ein paar kurze Worte zu wechseln. Und so stand für uns relativ schnell fest, dass es nur einen Ort gibt, an dem wir heiraten wollen – das Seminarhaus Schloss Bettenburg, zu dem wir eine besondere Verbindung haben. Die hatten zwar keinen Termin mehr frei, aber ich war mir innerlich so sicher, dass das der richtige Ort ist und es keinen Sinn macht nach einem anderen zu suchen. Also gab ich den Wunsch an das Universum ab, es möge sich ein Termin für uns auftun, wenn es dem höchsten Wohl aller dient und bat noch um Nachricht bis Ende April, weil mein Gefühl mir sagte, dass September ein guter Zeitpunkt für die Hochzeit wäre und es ja auch noch ein paar Monate für die Vorbereitung bräuchte.
Ich werde nie nie den Moment vergessen (wir waren gerade bei einer Fortbildung) als mein Mann mich am 30. April anrief, ich solle mal zu ihm kommen. Er saß mit dem Handy auf dem Balkon unseres Zimmers. Ich schaute ihn an und sagte nur „Du hast Nachricht von der Bettenburg!!“ Und tatsächlich, es war eine Gruppe abgesprungen und Anfang September ein Termin für uns frei geworden :) :) :) Vielleicht kennst du das unbeschreibliche Glücksgefühl, wenn solche Wunder geschehen. Diese tiefe innere Freude und auch ein Stück Ehrfurcht, dass es tatsächlich geklappt hat. Ich hüpfte auf dem Bett herum und anschließend auch durch den Essenssaal, um die großartige Neuigkeit zu teilen.
Wir entschieden dann, dass unsere Hochzeit vier Tage dauern sollte, wobei unser engster Freundes- und Familienkreis vier Tage dabei war und der erweiterte Freundeskreis nur zwei Tage.
Am ersten Tag haben wir alles gemeinsam mit unseren Gästen aufgebaut, vorbereitet, den Festsaal geschmückt. Und auch das war schon so besonders. Nicht einfach in einen fertigen Raum zu kommen, sich an den gedeckten Tisch zu setzen und fertig. Sondern auch schon hier zu spüren wie verbindend und erfüllend es ist, die Vorbereitung gemeinsam zu machen. Jeder konnte (und keiner musste) nach seinen Talenten dazu beitragen. Die einen sich um Licht und Technik kümmern, die anderen den Tisch eindecken und Servietten falten, die nächsten alles festlich schmücken. Es war so spürbar, dass in jedem von uns der Wunsch ist „nützlich“ zu sein, etwas beitragen zu können und dass es befriedigend ist, wenn man sich einbringen kann. Und auf ganz ungezwungene Weise kommen Menschen, die sich bisher nicht oder kaum kennen in Kontakt. Weil sie halt nebeneinander Servietten falten oder gemeinsam überlegen wie sie den Tüllstoff um die Balken gewickelt bekommen.
Das war auch etwas, was uns von Anfang an wichtig war. Einfach die wunderbaren Talente unserer Gäste nutzen. So war eine gute Freundin meine Hairstylistin, unser Chef unser Fotograf, Josefs Söhne engagierten sich als DJ u.v.m. Das machte es so viel persönlicher als lauter fremde Menschen dabei zu haben. Wir haben natürlich das Glück so viele besondere talentierte Menschen in unserem Umfeld zu haben J Nicht zu vergessen ist meine Schwester, die mit unübertroffenem Engagement, Ideenreichtum, Fingerspitzengefühl und Managementqualitäten das Rahmenprogramm koordiniert hat.
In den Tagen wurden sämtliche Register an Hochzeitsbräuchen, berührenden, kreativen, lustigen Einlagen, Spielen etc. gezogen. Während ich das schreibe überkommt mich noch einmal so eine Dankbarkeit, dass ich in einer Familie aufgewachsen bin, die für kreative Einlagen bei Feiern schon immer zu haben war.
Und so waren die Tage sehr reich und vielfältig. Am Samstag Vormittag fand die standesamtliche Hochzeit statt. Am Samstag Abend zelebrierten wir einen „Junggesellen/Junggeselinnen-Abschied“ so wie er uns entsprach. Die Männer mit einem schamanischen Ritual am Lagerfeuer. Die Frauen mit Tanz, Berührung, Entspannung, Austausch im Frauenkreis. Bei der ganzen Hochzeit war es uns wichtig, dass wir uns treu sind und die Tage so gestalten wie sie uns entsprechen. Auch wenn das eine oder andere für manche ungewohnt war. Wir haben jedem freigestellt wo er dabei sein möchte und wo nicht. Und das war auch schön, dass sich die meisten Gäste in diesem Rahmen auf eine neue Erfahrung eingelassen haben, die sie sonst vielleicht nie gewagt hätten. Und das wir damit einen Bereich unseres Lebens mit anderen teilen konnten, der sich sonst schwer mit Worten beschreiben lässt.
Am Sonntag feierten wir dann ein Yogisches Hochzeitsritual. Uns war es wichtig, unsere Verbindung und unser tiefes Commitment zueinander nicht nur mit einer Unterschrift im Standesamt zu besiegeln, sondern in einem besonderen Ritual zu zelebrieren, das für uns wie eine Initiation zu einem neuen gemeinsamen Weg war. Und das spürbar machte, dass dieses „Ja“ zueinander mehr ist als eine Unterschrift auf dem Papier. Dass es wirklich etwas verändert, wenn es aus vollem Herzen gesprochen werden kann. Es ist nicht auf einmal alles ganz anders. Aber es ist so ein ganz feines Gefühl, dass die Verbindung dadurch eine andere Kraft und Tiefe bekommt. Und selbst diese Worte treffen es nicht ganz.
Unsere Hochzeit war nicht nur eitel Sonnenschein. Es gab auch ein Ereignis, das ich hier nicht näher ausführen möchte, das viele Tränen hat fließen lassen.
Und auch das trug seinen Teil zur Magie dieser Tage bei. Ein paar Wochen vor unserer Hochzeit war ich auf einem Seminar und fragte den Lehrer am Ende was er mir aus seiner Sicht mit auf den Weg geben würde. Und er sagte, umarme alle Gefühle, die schönen und die nicht so schönen – und vielleicht gerade bei deiner Hochzeit.
Und das ist mir und uns gelungen. Damit zu sein. Die Tränen fließen zu lassen. Mich davon berühren lassen. Und dann auch wieder lachen und feiern zu können. Wie im Leben. Es gehört beides dazu.
Nach so vielen Eindrücken und Erlebnissen war es dann schön die Tage am Montag in Ruhe ausklingen zu lassen. Gemeinsam wieder aufzuräumen, einfach zusammenzusitzen, ein bisschen was zu spielen und in einem abschließenden Kreis, in dem auch noch einmal viele Tränen der Berührung liefen und viele Worte ausgesprochen wurden, die vorher noch nie gesagt wurden, das Geschenk dieser Tage und unsere tiefe Verbindung zu spüren.
Mein Mann und ich haben die letzten Wochen immer wieder überlegt, was es ist, was uns wirklich erfüllt. Und es ist am allermeisten genau solche Räume zu schaffen, in denen Masken abfallen können, in denen Menschen sich wieder spüren, sich trauen sich zu zeigen, sich anrühren lassen, wo auf magische Weise etwas in Fluss kommt, etwas ausgesprochen wird was lange zurückgehalten wurde, wo jeder einfach sein kann wie er ist.
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