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Geduld - meine Lektion 2019

Alles hat seine Zeit


Wenn ich auf das Jahr zurück blicke, dann war es für mich äußerlich betrachtet ein ruhiges und konstantes Jahr. Keine großen Veränderungen, keine großen Ups or Downs, relativ smooth und beständig. Was für andere, die sich gerade in einer turbulenteren Phase befinden, paradiesisch klingt, war für mich immer wieder eine Herausforderung. Ich mag Veränderung, ich mag es, wenn sich Dinge immer wieder wandeln, wenn Neues entsteht, wenn das Leben sich frisch, lebendig und abwechslungsreich anfühlt.


Immer wieder habe ich Unruhe und Unzufriedenheit in mir verspürt, ein Drängen Veränderung „anzuschieben“, irgendwie irgendwo etwas Neues bewegen zu wollen. Und gleichzeitig war dieses Gefühl da, diese innere Stimme, die sagte, dass es nicht die Zeit ist Neues zu initiieren. Es ist so leicht in dieser Phase in „blinde Aktion“ zu verfallen. Einfach etwas zu tun, nur um etwas zu tun. Meine Erfahrung ist, dass dies nur Ablenkung und Energievergeudung ist. Stattdessen geht es darum (und am Ende des Jahres kann ich das klar sehen) diesem inneren Drängen, der Unruhe Raum zu geben, sie wahrzunehmen und zu sagen: „Ja ich fühle dich.“ Ohne gleich in Aktion zu verfallen. Anstelle dessen ist es vielmehr eine Einladung für das Gegenteil Raum zu schaffen: für Stille, für Zeit zum Nichtstun, lauschen, Tagträumen, spazieren, meditieren, die Sinne schärfen. Um dann offen zu sein und den klaren Impuls zu empfangen, wenn es dran ist zur Tat zu schreiten und wie genau diese Tat aussehen soll.


Was mich dieses Jahr gelehrt hat ist, dass alles seine Zeit hat. Das Schieben und Drängen die Dinge nicht beschleunigt. Immer wieder haben mich Zweifel beschlichen, ob ich dem wirklich vertrauen kann. Die Angst, dass ich wertvolle Lebenszeit mit Abwarten „vergeude“. Aber jedes Mal, wenn ich mit Jemandem darüber gesprochen habe, habe ich gespürt, dass dies meine Wahrheit ist.


Das ist für mich übrigens ein wunderbares Hilfsmittel, wenn gerade Unklarheit in meinem Kopf herrscht, Zweifel da sind oder ich mich zwischen zwei Dingen nicht entscheiden kann: einen Menschen, der gut zuhören kann – ich habe da glücklicherweise einen sehr erprobten Ehemann an meiner Seite – fragen, ob er dir einfach für 10 Minuten sein Gehör und seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenken kann. Er muss nichts tun, keine Ratschläge erteilen, sondern einfach nur mit liebevoller offener Präsenz zuhören. Wenn ich so einen aufmerksamen Zuhörer habe, dann stellt sich bei mir einfach durch das Aussprechen der kreisenden Gedanken, der Abwägungen etc. meistens schon die Klarheit ein, welches für mich der richtige Weg oder der richtige nächste Schritt ist.


In unserer westlichen Welt wertschätzen wir häufig nur die produktiven Phasen, in denen wir vor Ideen sprudeln, etwas vorwärts bringen, auf die Straße bringen – am besten noch möglichst viele Menschen damit erreichen und viel Geld damit verdienen. Dann wird ein Mensch als „erfolgreich“ angesehen. Aber alles im Leben verläuft in Zyklen. So wie auf den Sommer irgendwann auch der Winter folgt, so braucht es auch in unserem Leben nach sehr aktiven auch wieder stillere Phasen, in denen wir wieder neue Ideen, Visionen, Impulse empfangen können. Wenn wir dies verstehen und zulassen können, entspannt sich etwas in uns. Wir würden ja auch nicht auf die Idee kommen zu sagen, der Vollmond ist mehr wert als der Neumond.


Wenn ich mir rückblickend heute einen Rat geben würde, so lautet dieser: entspann dich, genieße den Augenblick und die weniger turbulenten Zeiten und denk nicht so viel darüber nach, was die Zukunft wann bringt. Alles kommt zur rechten Zeit.

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